von dr. Dominik Brückner
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Dr. Dominik Brückner = Wissenschaftlicher Angestellter in der Abteilung Lexik am Institut für Deutsche Sprache in Mannheim brueckner@ids-mannheim.de . Der folgende Text wurde in anderer Form als erster Vortrag in der Reihe “Sprechen über Sprache” des Literaturbüros Freiburg am 20. 12. 2005 in Freiburg gehalten.
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In alten Texten gibt es viele Wörter, die wir heute entweder gar nicht mehr verstehen, oder nicht mehr so, wie sie ursprünglich von ihren Verfassern gemeint waren. Der Sprachwandel ist dafür verantwortlich, dass bereits in Texten, die etwa 100 Jahre alt sind, solche Wort- oder Wortbedeutungsdifferenzen in merklicher Zahl vorkommen. Wir können davon ausgehen, dass ein Text, der zwischen etwa 1750 und 1900 entstanden ist, auf einer durchschnittlichen Textseite ca. 5 bis 10 solcher differenter Wörter enthält.1 Diese Menge an differenten Wörtern macht zwar das Erfassen des Inhalts in groben Zügen noch nicht gänzlich unmöglich – wie dies etwa bei althochdeutschen oder zumindest frühmittelhochdeutschen Texten der Fall ist – sie ist aber bereits groß genug, ein genaues Textverständnis zu gefährden. Daher ist es wichtig, sich dieser Differenzen bewusst zu sein, gerade bei Texten, die uns zeitlich wie sprachlich (und aus weiteren möglichen Gründen) so nahe sind, dass sie uns kaum auffallen.
Alte Wörter finden sich natürlich in alten Texten, andere geraten aus anderen Gründen hinein, etwa wenn der Autor seinem Text durch die Verwendung alter Wörter und Bedeutungen, aber auch alter Satzstellung und ähnlicher archaisierender Mittel, eine Patina verleiht, die moderne Texte nicht haben.2 Viele unserer Kirchenlieder stammen z.B. noch aus dem 16., 17. oder 18. Jahrhundert, und es ist selbstverständlich, dass die Wörter in einem Lied etwa von Martin Luther genauso sprachlich veralten wie der Text selbst. Andere, und zu diesen gehört auch Mohrs “Stille Nacht!”, sind jünger, versuchen aber, durch die Verwendung von nicht mehr oder nicht mehr ganz aktuellen lexikalischen Mitteln, sich in eine Tradition einzufügen, die Modernität als stilistisches Mittel eher zu vermeiden sucht.
Im Folgenden wird es darum gehen, die historischen Bedeutungen einiger Wörter in “Stille Nacht!” zu aktualisieren und sie so zu beschreiben, wie sie Mohr entgegengetreten sein könnten, und wie er sie, davon ausgehend, in seinem Text verwendet haben könnte. Diese wortgeschichtlichen Erkenntnisse können dann für das wissenschaftliche, vor allem aber für das breite öffentliche Textverständnis und die Interpretation des Liedes fruchtbar gemacht werden. So soll im Folgenden über die reine Wortgeschichte hinaus gezeigt werden, wie die lexikologische Analyse zur literaturhistorischen Einordnung des “Stille-Nacht!”-Textes beitragen kann.
Dass ein Neu-Lesen im Sinne historischer Wortforschung nötig ist, zeigen einige Missverständnisse, die in den letzten Jahren z. T. auch publiziert wurden, und in einigen Fällen zu kuriosen Fehlinterpretationen führten.3 Dass z. B. der in der ersten Strophe “hold” genannte Knabe nicht einfach schön sein kann, müsste schon die Frage zeigen, warum uns Mohr von allen besonderen Eigenschaften des Gottessohns ausgerechnet die im christlichen Kontext am wenigsten relevante, nämlich sein äußeres Erscheinungsbild, hätte beschreiben wollen. Ein unmittelbares Wortverständnis (nicht: Textverständnis) ist also bereits problematisch geworden.
Klargestellt soll an dieser Stelle jedoch werden, dass eine Reihe von Worterklärungen eine Textinterpretation im literaturwissenschaftlichen Sinne weder sein will noch sein kann. Ein genaues Wort- und Textverständnis ist allerdings die unabdingbare Basis für jede Interpretation, die sich nicht den Vorwurf gefallen lassen will, unhistorisch zu sein.
Dem Folgenden soll die Textfassung zugrundelegt werden, die durch das sogenannte Gruber-Autograph VII, eine undatierte Fassung, die vermutlich um 1860 entstanden ist, dokumentiert wird. Sie trägt den Titel: “Kirchenlied / auf die / heilige Christnacht.” und befindet sich heute im Salzburg Museum.
Der Rückbezug auf das Autograph ist aus verschiedenen Gründen wichtig, da in vielen heute abgedruckten Fassungen der Text derart entstellt ist, dass er stellenweise kaum noch verstanden werden kann. In der dritten Strophe z. B. zeigt die moderne Kommasetzung, dass man, aufgrund der Leseorientierung an den Versen, den Satzzusammenhang nicht mehr verstanden hat und ihn – und das ist das eigentlich Fatale – durch diese Kommasetzung unverständlich gemacht hat (vgl. die gängige Fassung “Heilige Nacht! Die der Welt Heil gebracht, Aus des Himmels goldenen Höhn, Uns der Gnaden Fülle lässt sehn, Jesum in Menschengestalt!” mit unzusammenhängenden Satzbruchstücken, dagegen: “Heilige Nacht, die der Welt Heil gebracht, [und] aus des Himmels goldenen Höhn Uns der Gnaden Fülle lässt seh´n [nämlich wen?] – Jesum in Menschengestalt” mit durchgängiger und durchsichtiger Syntax). Im Folgenden wird es daher hin und wieder nötig sein, auch syntaktische Zusammenhänge zu klären.
In einer linguistischen Publikation zu “Stille Nacht” heißt es, “zwei der Wörter” zeigten “noch alte Wortbedeutungen”.4 Dies ist stark untertrieben: Wohlwollend geschätzt sind es über 20! Von diesen können im Folgenden nur einige wenige betrachtet werden, gerade die theologisch interessanten Ausdrücke müssen dabei vernachlässigt werden, da sie einer ausführlicheren und theologisch reflektierten Darstellung bedürfen.
1. “einsam”
Das Wort “einsam” hat um 1800 noch nicht unsere heutige stark psychologisierte Bedeutung: Einsamkeit ist kein soziales Phänomen mit psychischen Auswirkungen, die in verschiedenen Krankheitsbildern resultieren können, “einsam” ist viel konkreter zu verstehen: Johann Christoph Adelung erläutert in seinem Grammatisch-kritischen Wörterbuch: “allein, von Dingen seiner Art entfernt”5, gibt also eine sehr einfache und konkrete Bedeutung an. Das Wort hat zudem ein etwas breiteres Spektrum: es kann auch bedeuten: ‚der menschlichen Gesellschaft beraubt sein’, ein einsamer Ort ist demnach ein Ort, in dem nicht einer alleine wohnt, sondern ein Ort, in dem niemand wohnt. Maria und Joseph sind also, der Wortbedeutung gemäß, zu zweit allein.
Neu ist um 1800, vor allem in der Literatur, die Verwendung des Wortes für die Abwesenheit eines Geräusches der menschlichen Gesellschaft: “Einsame Nächte” “Die einsame Stunde der Mitternacht” oder “Ein einsames stilles Vergnügen” sind Momente der Stille, in denen das menschliche Treiben nicht zu hören ist.6
Die Einsamkeit, die hier gemeint ist, ist also nicht, wie heute, negativ besetzt, sie ist vermutlich überhaupt nicht gewertet; hier geht es nur um die Abwesenheit menschlicher Gesellschaft und ihrer Geräuschkulisse – ein Bedeutungszusammenhang, der sich allerdings erst entfaltet, wenn man die Worte “Stille Nacht” und “alles schläft” in die Betrachtung mit einbezieht, dem ähnlich wie heute polysemen Wort alleine ist dies nicht anzusehen.
2. “wachen”
ist ein gemeingermanisches Wort, das außerhalb des Germanischen verwandt ist mit lat. “vegetus”, ‚lebhaft, munter’, “vigor”, ‚Kraft’, “vigil”, ‚wach, munter’, und “vigilia”, ‚Wache’.7 Die ursprüngliche Bedeutung war also ‚lebendig, lebenskräftig sein’, später erst eingeschränkt auf ‚nicht schlafen’. Es geht also nicht um ein Wache-Halten im Sinne von “bewachen” oder “Wache stehen”.8 Tatsächlich ist dieses “wacht” aber so verstanden worden, sogar in der allerneusten Literatur zu “Stille Nacht”. Dort heißt es: “Die Eltern des neugeborenen Kindes […] halten inmitten einer schlafenden Umgebung […] Wache”9.
Wenden wir uns einem kompetenten Zeitgenossen zu. Gottfried August Bürger (1747–1794) schreibt:“ich träumte, wie um Mitternacht
mein falscher mir erschien
fast schwür’ ich, dass ich hell gewacht,
so hell erblickt’ ich ihn.”10
Hier wird klar, dass nur ‚wach sein’ gemeint sein kann. Das Wort „wachen” wird heute nicht mehr in dieser Bedeutung verwendet, diesen Zustand würde man eher “wach sein” nennen. Die heutige Bedeutung ‚auf etwas aufpassen’ entstammt dem 16. Jh., entstanden vielleicht durch eine Bedeutungsübertragung aus Komposita wie “Krankenwache”, “Totenwache”.11 Im Lied ist also sicher nicht das Bewachen gemeint, denn was sollten die Beiden bewachen? Maria und Joseph sind zunächst einmal wach, im Gegensatz zu allen anderen, von denen es heißt: “alles schläft”.
Doch “wachen” hatte im späten 18. und frühen 19. Jh. noch weitere Bedeutungen: Johann Christoph Adelung schreibt, es heiße auch: “ununterbrochene Sorge für etwas tragen”, also “beschützen” und er gibt folgende Verwendungsbeipiele: “Für das Beste des Landes, für seine Ehre wachen” und “Die über alles wachende Vorsehung”.12 Im Text von “Stille Nacht” ist vermutlich eine Kombination von beidem gemeint: dauerndes Wachbleiben einerseits, aber mit einer Schutzaufgabe andererseits: ‚ununterbrochene Sorge für das Christuskind tragen’.
3. “traut”
Althochdeutsch/mittelhochdeutsch trût bedeutete ‚lieb’, ‚geliebt’.13 Dieser Sinn verblasste nach und nach. Schon im 16. Jh. wurde es nur noch formelhaft in der Anrede gebraucht: “miin truten moder, miin truten kind”14. Im 17. Jh. wurde es, wie das DWB formuliert, “durch die schäferliche poesie etwas aufgefrischt”15, wird aber außerhalb der Poesie immer seltener, wie wir aus Wörterbüchern des 17. und 18. Jh. wissen. Adelung schreibt 1774, es sei veraltet.16 Gleichzeitig erfährt es aber eine erneute Wiederbelebung in der Lyrik des Göttinger Hains, von wo aus es in die klassische und romantische Dichtung gelangt. “Traut” ist also über lange Zeit ein ausgesprochenes Lyrikwort, das konnten auch eigene Recherchen bestätigen.
Im Neuhochdeutschen bedeutet es ‚lieb’, ‚geliebt’, ‚vertraut’, ‚anheimelnd’.17
Mohr war natürlich bewusst, dass Maria und Joseph nicht einander angetraut, also verheiratet waren – das Wort hat mit “Trauung” nichts zu tun; es wird aber von liebenden Personen gebraucht: von Liebenden untereinander, zum Mann wie zur Frau: “Traut Liebchen! Ich rufe dir zu”18, “Trautester! Hast du mich lieb”19, aber auch zu anderen Familienmitgliedern, wie zum Vater, zum Sohn, zur Tochter etc. Dann auch von Dritten, über Liebende: “Frewt Euch, trautstes Paar” schreibt Simon Dach im 17. Jahrhundert.20 Selbst von Gegenständen, mit denen man einen persönlichen oder emotionalen Wert verbindet, kann das Wort gebraucht werden. Ein wichtiger Bereich sind dabei religiöse Gegenstände und Personen: “O Herr Jesu, mein trautes Gut” oder “Hab Dank, du trauter Gottessohn” sind typische Verwendungen, und natürlich darf auch das “traute süße Jesulein” nicht fehlen.21 Das Wort gehört damit wie z. B. auch “selig” zu denjenigen Adjektiven, die sowohl im religiösen Bereich als auch im thematischen Bereich der Liebe Verwendung finden – vermittelt vor allem durch literarische Strömungen mit religiösem Hintergrund bzw. Nährboden, wie etwa die Empfindsamkeit. Zwei der Quellen für den Mohrschen Wortgebrauch sind also die Literatur, besonders die Lyrik seiner Zeit und der reiche Vorrat an Archaismen, den diese Texte bieten.22
Thomas Krisch hat vor einigen Jahren vorgeschlagen, hier die mittelalterliche Bedeutung ‚zum Gefolge gehörig’ anzusetzen.23 Es stimmt zwar, dass das Wort im Mittelalter auch diese Bedeutung hatte, und sogar Maria und Joseph als Gefolgsleute des Herrn bezeichnet wurden, aber Adelung kennt, wie Krisch selbst sagt, diese Bedeutung nur noch als “ehedem gebräuchlich” und betont: “In dieser Bedeutung wird es jetzt nicht mehr gebraucht”.24 Es ist daher zu vermuten, dass Mohr dieser Wortgebrauch nicht mehr bekannt war.25
4. “hold”
“Hold” ist ein Wort, das heute wohl nur noch archaisierend oder scherzhaft verwendet werden kann. Man charakterisiert damit äußerliche Reize schöner Frauen, auf Männer ist es ohne ironische Note wohl gar nicht mehr zu beziehen.26 Bei Gottfried August Bürger heißt es:“O was in tausend Liebespracht
die holde, die ich meine, lacht!”27
Das Wort veraltet, und das trägt zu dem ohnehin bereits existierenden Missverstehen bei. Denn schon Bürger meint eigentlich nicht “schön”, wenn er von der Holden spricht. Für ihn bedeutet das Wort etwa ‚freundlich’, ‚lieblich’, ‚anmutig’ und zwar bezogen auf die Erscheinung oder die Empfindung derselben.28 Diese Bedeutung ist im 17. Jh. noch nicht nachzuweisen, besonders in der Lit. des 18. Jh. aber sehr häufig, vor allem wiederum in der Lyrik.29
Das Kind in der Krippe wird hier also weder als schön noch als lieblich oder anmutig bezeichnet. Dennoch finden wir auch dieses Wortverständnis in neueren Publikationen zu “Stille Nacht”, wenn es etwa heißt, das “Elternpaar” – schon hier müsste man angesichts einer Jungfrauengeburt hellhörig werden – werde zum Zentrum der Verehrung des “hübsch aussehenden Kindes”.30 Die äußerliche Schönheit ist sicher die letzte seiner Eigenschaften, die an Weihnachten von Interesse wäre.
Um diese Stelle zu verstehen, muss man erneut die Geschichte und die Etymologie des Wortes betrachten31: So kann man jemandem hold sein (bis heute gebräuchlich ist die Wendung “das Glück ist ihr/ihm hold”). Das zugehörige Substantiv lautet dann “Huld”. Beide Wörter wiederum hängen mit “Halde” zusammen. Im Alemannischen z. B. bezeichnet man mit “Halde” vor allem einen Abhang, eine geneigte Fläche also. Das Verb “halden” oder “hälden” ist heute ganz selten, es findet sich nur noch im alemannischen Dialekt. Es bedeutet ‚sich neigen’.32
Schon im Mittelalter wird die Wortfamilie im übertragenen Sinne gebraucht: Menschen sind einander geneigt bzw. einander zugeneigt. Im Mittelalter war damit ein konkretes soziales und rechtlich relevantes Gefälle gemeint: Als “Huld” wurde die Abhängigkeit bzw. Treueverpflichtung des Lehnsmannes zum Lehnsherrn oder die feierliche Bekräftigung derselben bezeichnet. Noch bei Martin Luther ist die Rede von “den ienigen, so mit leib und gut unter Ihrem [des Kaisers und der Fürsten] schutz leben sollen und mit eiden und hulden verbunden sind”.33
Ein Holde ist damit einer, der zu einem Herrn im Untertanenverhältnis steht. Der Ausdruck “Grundholde” war im frühen 19. Jh. in Österreich noch üblich. Man bezeichnete damit einen Untertan, der, wie Adelung schreibt, “dem Grunde und Boden anklebet”34 , d. h. der ohne Zustimmung des Grundherren dessen Gut nicht verlassen kann; eine Art der Leibeigenschaft.
Da das mittelalterliche Lehnssystem auch auf das Verhältnis der Menschheit zu ihrem “Herrn” übertragen wurde – eine Vorstellung, die sich, sogar gebunden an die Semantik von “Huld”, noch im 18. und 19. Jahrhundert findet35 -, wundert es nicht, wenn auch diesem gegenüber Huld an den Tag gelegt werden musste. Aber schon früh verallgemeinerte sich die Bedeutung, so dass Huld auch vom Herrn gegenüber seinen “Untertanen” bezeigt werden konnte.36 Man ist einander wechselseitig gewogen, geneigt bzw. zugeneigt, oder, wie Adelung es formuliert, geneigt, “des andern Glück gern zu sehen”37 : Der Jesusknabe ist also nicht schön, er ist den Menschen geneigt, indem er hold ist, bezeigt er Huld. In der 4. Strophe wird das noch deutlicher, wenn es im Bild der Gleichstellung von Mensch und Menschgewordenem heißt: “Und als Bruder huldvoll umschloß Jesus die Völker der Welt”.
Eine ähnliche Verwendung findet sich in Goethes Gedicht “Auf dem See”:“Und frische Nahrung, neues Blut
Saug’ ich aus freier Welt;
Wie ist Natur so hold und gut,
Die mich am Busen hält!”38
Auch hier ist “hold” im Sinne von “geneigt”, “freigebig” verwendet.
Ebenfalls bereits veraltend sind die Gegenwörter zu “hold”, “abhold” und “Unhold”: Ein Unhold ist zunächst einer, der Gott, seinem höchsten Herrn, nicht geneigt ist, später wird dies auf jegliche Art der Abneigung ausgeweitet.39 Seine heutige Bedeutung erhält das Wort dann, wenn sie sich seit dem 17. Jh. zusammen mit der von “hold” von ‚Abneigung’ bzw. ‚Neigung’ zu ‘eine Abneigung im anderen auslösend’ bzw. ‘eine Neigung im anderen auslösend’ verschiebt.
Die fünfte Strophe wartet mit einem recht schwierigen Satz auf: “Stille Nacht! Heilige Nacht! Lange schon uns bedacht, als der Herr vom Grimme befreit, in der Väter urgrauer Zeit aller Welt Schonung verhieß” Man kann anhand der Wortbedeutungen vor allem die zeitliche Dimension dieses Satzes sehr klar bestimmen.
5. “bedacht”
“bedenken” meint hier nicht, wie heute, ‚erwägen’ oder ‚überlegen’. Das Partizip “bedacht” wird heute nur noch resthaft in der Bedeutung verwendet, die hier anzusetzen ist: wenn jemandem etwas bedacht ist, dann ist ihm etwas bestimmt oder zugedacht, er soll mit etwas beschenkt werden (“mit Rosen bedacht”). Im Satzzusammenhang ist also gemeint: die Nacht der Geburt Christi war uns schon lange zugedacht oder bestimmt.
Das Wort ist um 1816 in dieser Bedeutung bereits veraltet.40 Selbst in der Lyrik ist sie selten geworden. Es findet sich aber eine ähnliche Stelle aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. In Robert Reinicks Gedicht “Sonntags am Rhein” heißt es:“Das fromme, treue Vaterland
In seiner vollen Pracht,
Mit Lust und Liedern allerhand
Vom lieben Gott bedacht.”41
Resthaft hält sich diese Bedeutung noch in der Wendung “jemandem im Testament bedenken.”
6. “Grimm”
Mit dem Wort “Grimm” bezeichnete man zu der Zeit von Mohr und Gruber einen besonders hohen Grad des Zorns und nicht, wie heute meist, den unterdrückten Zorn.42 Wie heftig dieser sein konnte, zeigt eine Stelle aus dem Gedicht “Der Tod des Tiberius” von Emanuel Geibel, wo es heißt:“Im Busen trag’ ich den Vesuv.
O wie das brennt! Doch grimmer brennt das Denken
Im Haupt mir; ich verfluch’ es tausendmal”43
Mohr entnahm das Wort aber wahrscheinlich der Bibel, in der es häufig im Zusammenhang mit Gott gebraucht wurde, der heute in den aktualisierten Bibeln gebräuchliche Ausdruck ist “Zorn” – der Ausdruck “der Zorn Gottes” ist bereits sprichwörtlich geworden – wohl weil “Grimm” seine Bedeutung leicht verändert hat.
7. “der Väter urgraue Zeit”
“ur-” ist die Bezeichnung des Ersten, anfänglich Vorhandenen, Ursprünglichen, Unabgeleiteten, Originalen, und Unverfälschten: Man sagt “Uranfang”, “Urnacht”, “Urwelt”. Dies wird meist zeitlich verstanden. Oft aber wird “ur-” auch schlicht in der Steigerung verwendet, zur Bezeichnung eines hohen Grades, wie in “uralt”, ‚sehr alt’ oder in “urbayerisch”.44
Im “Stille-Nacht!”-Text ist es sicher zeitlich gemeint. Damit eröffnet sich die Frage, warum die Vorzeit eigentlich grau ist:
“Grau” bedeutet ursprünglich ‚glänzend’, ‚strahlend’ , das ist der Grund, warum bei uns der Morgen graut. Seit dem Mittelalter werden mit dem Wort dann verschiedene Grade der Mischung von Schwarz und Weiß bezeichnet. Eine Übertragung auf das Menschenalter bietet sich dabei schon früh an, wohl aufgrund der grauen Haarfarbe älterer Menschen. Dann findet eine erneute Übertragung statt, in abstrakte zeitliche Verhältnisse. Dabei bleibt das Wort aber zunächst nicht auf vergangene Zeiten beschränkt, es gibt, vornehmlich in der Barocklyrik, auch eine graue Zukunft. Im DWB ist die Bedeutung ‘in ferner Zukunft liegend’ verzeichnet, belegt unter anderem durch die Stelle: “würde nicht der Hunnen Ruhm bis in graue Zeiten schimmern?” (1757) Gängiger ist bis heute aber die Wendung in Bezug auf die Vergangenheit: So sagt Schiller:“ein böses Wesen hat seinen Wohnsitz unter diesem Baum, schon seit der alten grauen Heidenzeit.”48
Wir kennen bis heute den bereits erwähnten Ausdruck “graue Vorzeit”. Diese Zeit wird von unterschiedlicher Seite aber jeweils anders bewertet: In der Aufklärung ist sie oft mit dem Nebensinn des Finsteren, Barbarischen und natürlich Dunklen, sprich Unaufgeklärten belegt, die Dichtergenies und Romantiker dagegen verbinden mit diesem Ausdruck die Vorstellung des Naiven, Glücklichen und Unverdorbenen, in christlichem Zusammenhang ist die vorchristliche Zeit gemeint.49
“urgrau” ist außerhalb unseres Textes selten belegt, es findet sich aber vereinzelt. So heißt es bei Felix Dahn in “Ein Kampf um Rom”:“Da schritten aus der Halle, schweigend dem König und dem urgrauen Waffenmeister folgend, Guntharis und Adalgoth, Aligern, Grippa, Ragnaris und Wisand, der Bandalarius: Wachis, des Königs Schildträger, schloß den Zug mit einer zweiten Fackel.”50
Es wird ohne Weiteres deutlich, dass es Dahn hier um eine urtümliche Atmosphäre ging. Ähnlich in den Märchen Ludwig Bechsteins:“In diesem verwünschten Schlosse war es, wie schon diese Bezeichnung ausdrückt, gar nicht geheuer; es ging darin um, und es spukte in ihm der Geist eines alten Riesen, der vor urgrauen Zeiten darin gehaust und schlimme Taten genug verübt hatte, weshalb er denn auch da hinauf verwünscht und gebannt war.”51
Mit “urgrau” ist also eine längst vergangene, vermutlich vorchristliche Zeit gemeint. Man kann diesen Zeitpunkt eventuell mit dem Ende der Sintflut identifizieren, “als der Herr vom Grimme befreit, in der Väter urgrauer Zeit aller Welt Schonung verhieß”. Um sicherzugehen, müssen wir aber noch weitere Wörter einbeziehen.
Auch das Wort “Schonung” hat seine Bedeutung seit dem 19. Jahrhundert um Nuancen verändert.
8. “Schonung”
“Schonung” hängt mit “schön” zusammen. Von diesem alten Adjektiv, oder besser, von dem damit eng verwandten Adverb “schon”, ist im Mittelalter ein Verb “schônen” abgeleitet worden.52 Adjektiv und Adverb wurden damals in der Bedeutung ‚freundlich’, ‚rücksichtsvoll’ verwendet, “schônen” heißt also ‚in rücksichtsvoller Weise behandeln’. Das zugehörige Substantiv bedeutet bis heute ‚rücksichtsvolle Behandlung’. In “Stille Nacht!” ist aber, wie allgemein in der Zeit um 1800, der Gebrauch von Vorsilben noch nicht so festgelegt wie heute. An dieser Stelle würde ein heutiger Texter wohl eher von “verschonen” als von “schonen” sprechen, weil dieses eine vergleichsweise konkretere Bedeutung hat, nämlich ‚einer Person oder Sache ein eigentlich zugedachtes Übel doch nicht zufügen’, damit unterscheidet es sich von “schonen” durch die Komponente des gänzlichen Unterlassens der Kränkung oder Verletzung, während “schonen” eher ein Mildern meint als ein vollständiges Abwenden des Übels.
9. “verhieß”
“Verheißen” meint hier in etwa dasselbe wie “bedenken”, nämlich ‚versprechen’. “Heißen” bedeutet ursprünglich ‚mit Namen nennen’, ‚bezeichnen’, mittelhochdeutsch dann ‚mit Nachdruck nennen’ und ‚mittels Gelöbnis versprechen’, also ‚schwören’.53 Verschiedene Zusammensetzungen mit “heißen” übernehmen diese Bedeutung, doch nur bei “verheißen” bleibt sie erhalten. Um 1800 konnten Dinge von Gott, aber auch von der Natur, ihren Erscheinungen (wenn z. B. bei Hölderlin der Nordost den Schiffern eine gute Fahrt verheißt54 ) und natürlich von Mädchenblicken verheißen werden.55 Heute wird das Wort nur noch abstrakt (“das verheißt nichts Gutes”) oder im Zusammenhang mit Gott gebraucht, vermutlich wegen seines altertümlichen Klangs, aber auch deswegen, weil nur Gott sichere Voraussagen treffen kann. In diesem Zusammenhang bedeutet es dann nicht einfach ‚versprechen’, wie die meisten Wörterbücher behaupten56 , sondern ‚etwas Gutes versprechen’.
Die Zeitangabe “in der Väter urgrauer Zeit” bezieht sich also tatsächlich, wie bereits angedeutet wurde, auf die Sintflut. Nach dem Ende der Katastrophe errichtet Noah einen Altar und bringt dem Herrn ein Brandopfer dar. “Der Herr roch den beruhigenden Duft und der Herr sprach bei sich: Ich will die Erde wegen des Menschen nicht noch einmal verfluchen; denn das Trachten des Menschen ist böse von Jugend an. Ich will künftig nicht mehr alles Lebendige vernichten, wie ich es getan habe.” Und Gott schließt über Noah einen Bund mit allen lebenden Wesen auf der Welt.57
In der letzten Strophe heißt es: “Heilige Nacht! Hirten erst kundgemacht durch der Engel Alleluja”. Erneut ein syntaktisch nicht ganz einfacher Satz: Das Fehlen eines finiten Verbs und die Unmöglichkeit, Akkusativ und Nominativ deutlich zu unterscheiden, lässt uns fragen: wer macht hier wem was kund? Auch wenn andere Lesarten theoretisch möglich sind, ist natürlich das Heilig-Sein der Nacht gemeint, das den Hirten erst durch das Alleluja der Engel kundgemacht wurde.
Dennoch wirft der Satz noch einige Probleme auf, das können wir an dem unpassenden Komma in der heute verbreiteten Fassung erkennen:
10. “erst”
Die Verwendung von “erst” könnte immerhin vermuten lassen, dass hier gesagt würde, jemand hätte den Hirten ruhig früher Bescheid sagen können. “Erst” bedeutet hier jedoch ‚zuerst’: die Hirten haben die Nachricht von der Geburt Christi durch das Alleluja der Engel als Erste bekommen.58
11. “kundgemacht”
“Kundmachen” ist, auch wenn es auf den heutigen Leser nicht so wirkt, ein höchst unweihnachtliches Wort. Im Österreich von Mohr und Gruber hießen amtliche Bekanntmachungen “Kundmachung”.59 In Schillers Räubern lässt der hochlöbliche Magistrat einen Pater Karl Moor etwas kundmachen60 , und im DWB ist eine Stelle bei Christoph Martin Wieland zitiert, wo von einer “Kundmachung einer widergesetzlichen Verordnung” die Rede ist.61 Es handelt sich also eigentlich um einen juristischen Fachterminus der Zeit.
“kund” ist eigentlich ein Partizip von “können”, ahd. “kunnan”, mhd. “kunnen”.62 Anstatt allzu genau auf die Wortgeschichte einzugehen soll hier lediglich kurz darauf verwiesen sein, dass man etwas kann, weil man es erlernt, verstanden, erkannt oder kennengelernt hat. All diese Bedeutungen spielten in der frühen für uns erreichbaren Wortgeschichte eine Rolle. Damit jemand etwas versteht oder kann, muss es ihm jemand kundtun, dann kennt man es, und kann es auch: das Wort hat eine weit verzweigte Familie. “Kunde” gehört ebenfalls dazu: die Nachricht, Botschaft, Verlautbarung, ursprünglich aber die Kenntnis und die Lehre. Daher die heute noch gebräuchlichen Bezeichnungen “Naturkunde”, “Erdkunde” oder “Heilkunde”. kuntschaft ist mittelhochdeutsch entsprechend die Kenntnis, die Nachricht, die Botschaft oder die Bekanntschaft, der kunde ist zunächst einfach der Bekannte, dann der, der regelmäßig ein Geschäftsangebot wahrnimmt oder einen Laden besucht. Wer etwas kundmacht, macht es also bekannt, und nicht nur im amtlichen Sinne:
So heißt es bei Jesaia:“prediget seinen Namen, machet kund unter den Völkern sein Tun”.63
Erneut zeigt sich, dass auch und vor allem die Sprache der Bibel Quelle für den Wortgebrauch Mohrs war.
12. “bei”
Einer der neben der stellenweise absurden Kommasetzung auffälligsten Eingriffe in den Urtext betrifft das Wörtchen “bei” in der sechsten Strophe, das im Original anstelle vom heute gesungenen “von” steht. Tatsächlich wurde und wird “bei” im bairischen Dialekt anders verwendet als in unserer Standardsprache. Bekannt sind bairische Wendungen wie “bei der Nacht” für “in der Nacht”. Ganz ähnlich ist es hier: “bei Ferne und Nah” bedeutet ‚in der Ferne und in der Nähe’.64 Man hat dies bei der Änderung des Textes aber falsch übertragen, nämlich mit : “von fern und nah”. Aber “Christ der Retter ist da!” bzw. “Jesus der Retter ist da” tönt es nicht von hier und von dort hierher zu uns, sondern hier und dort, also ohne Bezug zum Hörenden. Hier wurde, wie auch an anderen Stellen, durch den Eingriff in den Text der Sinn vollkommen verändert.
Eine eingehende Untersuchung weiterer Ausdrücke wäre an dieser Stelle unabdingbar. Gerade die Analyse von Wörtern wie “Heil” oder “Gnade” verlangte wegen ihres ebenfalls bereits historisch gewordenen theologischen Gehalts eine umfassendere und theologisch reflektierte Darstellung, die an dieser Stelle leider nicht geleistet werden kann. Es zeichnet sich jedoch, auch aufgrund der vorangegangenen Untersuchungen v. a. Meiers und Krischs, der über den Wortschatz hinaus auch auf syntaktische (Genitivstellung in “in der Väter urgrauer Zeit”) und morphologische (“lockigt”) Phänomene hinweist, umso deutlicher ab, dass Mohr seinen Text bewusst in die Tradition romantischer Lyrik und religiöser Lyrik stellte, und damit deren Charakteristika, allen voran die sprachliche Archaisierung, für “Stille Nacht!” übernahm.
ANMERKUNGEN:
1 Brückner, Dominik/Knoop, Ulrich: Das Klassikerwörterbuch. In: ZGL 31, 2003, S. 62 – 86.
2 Vgl. zum Stille-Nacht-Text v. a. Krisch, Thomas: Sprachwissenschaftliche Überlegungen zum Stille-Nacht-Lied. In: Hochradner, Thomas (Hrsg.): 175 Jahre “Stille Nacht! Heilige Nacht!”. Symposiumsbericht (=Veröffentlichungen zur Salzburger Musikgeschichte. Hrsg. vom Institut für Musikwissenschaft der Universität Salzburg 5). Salzburg 1994, S. 81 – 100 sowie allgemein zur Literatur des 19. Jh.: Leitner, Ingrid: Sprachliche Archaisierung. Historisch-typologische Untersuchung zur deutschen Literatur des 19. Jahrhunderts (=Europäische Hochschulschriften, Reihe 1 Deutsche Literatur und Germanistik 246). Frankfurt am Main 1978
3 Vgl. zum Folgenden: Herbst, Wolfgang: Das “traute hochheilige Paar” und der “holde Knabe im lockigen Haar”. In: Herbst, Wolfgang: Stille Nacht! Heilige Nacht! Die Erfolgsgeschichte eines Weihnachtsliedes. Zürich/Mainz 2002, S. 35 – 41, hier S. 35.
4 Krisch, Sprachwissenschaftliche Überlegungen 1994, S. 81 – 100, hier S. 83.
5 Vgl. hierzu und zum Folgenden Adelung, Johann Christoph: Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, mit beständiger Vergleichung der übrigen Mundarten, besonders aber der Oberdeutschen Bd. I, Wien 1811, Sp. 1733.
6 Adelung, a. a. O.
7 Vgl. hierzu Kluge, Friedrich: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Bearbeitet von Elmar Seebold. 24., durchgesehene und erweiterte Auflage Berlin, New York 2002, S. 966.
8 Solche Unterschiede mögen sehr fein sein, sie sind aber vorhanden, weil sich die Sprache ständig verändert. Sie müssen deshalb gerade da herausgearbeitet werden, wo diese Veränderung besonders geringfügig ist, weil sie da nicht bemerkt werden – auf diese Weise entstehen die sogenannten “Falschen Freunde”. Ein vollkommen von unserem verschiedener Wortgebrauch dagegen ist jedem sofort offensichtlich, und das Verständnisproblem ist leicht zu lösen – während man es im anderen Fall oft gar nicht bemerkt.
9 Herbst, Das “traute hochheilige Paar” und der “holde Knabe im lockigen Haar” 2002, S. 35.
10 Bürger, Gottfried August: Bürgers Gedichte in zwei Teilen. Teil I: Gedichte 1789. Herausgegeben von Ernst Cosentius, 2. Auflage, Berlin/Leipzig/Wien/Stuttgart 1914, S. 138.
11 Grimm, Jacob/Grimm, Wilhelm: Deutsches Wörterbuch. Bd. XXVII W – Wegzwitschern. Bearbeitet von Karl von Bahder und Mitwirkung von Hermann Sickel. Nachdruck der Erstausgabe 1922, München 1984, Sp. 44. Im Folgenden: DWB.
12 Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch Bd. I, Sp. 1733.
13 Lexer, Matthias: Mittelhochdeutsches Handwörterbuch von Matthias Lexer. Zugleich als Supplement und alphabetischer Index zum Mittelhochdeutschen Wörterbuche von Benecke-Müller-Zarncke. Nachdruck der Ausg. Leipzig 1872-1878 mit einer Einleitung von Kurt Gärtner. Bd. II, Stuttgart 1992, Sp. 1550.
14 Dähnert, Johann Carl: Platt-Deutsches Wörter-Buch nach der alten und neuen Pommerschen und Rügischen Mundart. Stralsund 1781, S. 496.
15 DWB, Bd. XXI T – Treftig. Bearbeitet von Matthias Lexer, Dietrich Kralik und der Arbeitsstelle des Deutschen Wörterbuches. Nachdruck der Erstausgabe 1935, München 1984, Sp. 1548.
16 Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch Bd. IV, Sp. 357.
17 Vgl. Das große Wörterbuch der deutschen Sprache. Hrsg. vom Wissenschaftlichen Rat der Dudenredaktion. 3., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage, Bd. IX Tach – Vida, Mannheim 1999, Sp. 3955. Im Folgenden: Duden-GWB.
18 Uhland, Johann Ludwig: Gedichte (Ausgabe letzter Hand). Wohlfeile Ausgabe, 8. Auflage, Stuttgart 1861, S. 29.
19 Zit. nach DWB, Bd. XXI 1935/1984, Sp. 1548.
20 Dach, Simon: Weltliche Lieder. Hochzeitsgedichte. (=Dach, Simon: Gedichte. Hrsg. v. W. Ziesemer. Bd. I), Halle 1936, S. 180.
21 Justus Georg Schottel (1663), zit. nach DWB, Bd. XXI 1935/1984, Sp. 1552.
22 Vgl. zu solchen Bezügen Meier, Bernhard: Annotationen zu “Stille Nacht! Heilige Nacht!”. In: Blätter der Stille Nacht Gesellschaft 41, 2003, S. 3f sowie Krisch, Sprachwissenschaftliche Überlegungen 1994, S. 81 – 100.
23 Krisch, Sprachwissenschaftliche Überlegungen 1994, S. 81 – 100, hier S. 83 – 87.
24 Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch Bd. IV, Sp. 357.
25 Die Verbindung einiger Wörter in “Stille Nacht” zur mittelalterlichen Lehnsterminologie (z. B. auch bei “hold”, “Herr”) wird zwar im Folgenden immer wieder aufzeigt werden, sie liegt aber wohl eher allgemein in der Geschichte des religiösen Wortschatzes begründet und nicht in Mohrs idiolektaler Kompetenz. Eine Interpretation dieser Stelle, die auf die Beschreibung Marias und Josephs als Lehnsleute ihres Sohnes hinausläuft, scheint zu weit hergeholt.
26 Vgl. Duden-GWB, Bd. IV Gele – Impr 1999, Sp. 1853, wo das Wort mehrfach als “iron.” markiert wird.
27 Bürger, Gottfried August: Bürgers Gedichte in zwei Teilen. Teil I: Gedichte 1789. Herausgegeben von Ernst Cosentius, 2. Auflage, Berlin/Leipzig/Wien/Stuttgart 1914, S. 64.
28 Vgl. Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch Bd. II, Sp. 1262.
29 Ähnlich wie bei “traut” hängt dies vermutlich damit zusammen, dass “hold” einsilbig ist, Lyriker wählen aus metrischen Gründen in Situationen, wo ihnen die Wahl bleibt, häufig einsilbige Wörter. Wir sehen erneut, dass Mohr auf Wortgebrauchstraditionen der zeitgenössischen Lyrik zurückgreift.
30 Vgl. dagegen Herbst, Das “traute hochheilige Paar” und der “holde Knabe im lockigen Haar” 2002, S. 35 – 41, v. a. S. 35 und 37 sowie Meier, Annotationen zu “Stille Nacht! Heilige Nacht!” 2003, S. 3f.
31 Vgl. hierzu und zum Folgenden Kluge, Etymologisches Wörterbuch 2002, S. 385 und 418.
32 Vgl. hierzu Ochs, Ernst, Baur, Gerhard Wolfram, Müller, Karl Friedrich, Kluge, Friedrich: Badisches Wörterbuch. Hrsg. mit Unterstützung des Ministeriums für Wissenschaft und Forschung Baden-Württemberg, vorbereitet von Friedrich Kluge u. a., begonnen und bearbeitet von Ernst Ochs fortgesetzt von Karl Friedrich Müller, weitergeführt und bearbeitet von Gerhard Wolfram Baur, Bd. II F/V, G, H, Lahr 1974, S. 538.
33 Luther, Martin: Vom Kriege widder die Türcken. In: D. Martin Luthers Werke. Kritische Gesamtausgabe (Weimarer Gesamtausgabe) Bd. XXX, 3. Abteilung, Weimar 1909, S. 107 – 148, hier S. 131.
34 Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch Bd. II, Sp. 833.
35 “Im höchsten und vorzüglichsten Verstande bezeichnet dieses Wort in der deutschen Bibel und biblischen Schreibart, Gott, den höchsten Oberherren” Krünitz, Johann Georg: Oekonomische Encyklopädie oder allgemeines System der Staats- Stadt- Haus- und Landwirthschaft. Bd. XXIII Hemd – Hirse=Vogel, Berlin 1783, S. 74. Vgl. auch Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch Bd. II, Sp. 1131 sowie DWB, Bd. X H – Juen. Bearbeitet von Moriz Heyne. Nachdruck der Erstausgabe 1877, München 1984, Sp. 1733ff.
36 Vgl. hierzu auch Krisch, Sprachwissenschaftliche Überlegungen 1994, S. 81 – 100, hier S. 87.
37 Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch Bd. II, Sp. 1262.
38 Eibl, Karl (Hrsg.): Johann Wolfgang Goethe. Sämtliche Werke, Briefe, Tagebücher und Gespräche, Bd. I. Frankfurt am Main 1987, S. 297.
39 Vgl. hierzu und zum Folgenden DWB, Bd. XXIV Un – Uzvogel. Bearbeitet von Karl Euling. Nachdruck der Erstausgabe 1936, München 1984, Sp. 1066.
40 Vgl. Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch Bd. I, Sp. 779, s. v. “bedenken”, wo diese Bedeutung unter 4) nur noch anklingt.
41 Auerbach, Berthold (Hrsg.): Lieder von Robert Reinick, Maler. Verlag von Ernst & Korn: 1863, S. 9.
42 Vgl. hierzu Pfeifer, Wolfgang: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 3.Auflage, München 1997, S. 477.
43 Stammler, Wolfgang: Geibels Werke. Kritisch durchgesehene und erläuterte Ausgabe, Bd. II, Leipzig 1918, S. 86-90.
44 Vgl. DWB, Bd. XXIV Un – Uzvogel. Bearbeitet von Karl Euling. Nachdruck der Erstausgabe 1936, München 1984, Sp. 2357f.
45 Vgl. hierzu und zum Folgenden Pfeifer, Etymologisches Wörterbuch 1997, S. 471.
46 Vgl. zum Folgenden: DWB, Bd. VIII Glibber – Gräzist. Bearbeitet von Theodor Kochs, Joachim Bahr und anderen Mitarbeitern in den Arbeitsstellen des Deutschen Wörterbuches zu Berlin und Göttingen. Nachdruck der Erstausgabe 1958, München 1984, Sp. 2071f.
47 Schönaich, Christoph Otto v.: Heinrich der Vogler; oder: die gedämpften Hunnen. Berlin 1757, S. 7.
48 Schiller, Friedrich: Die Jungfrau von Orleans. In: Schiller, Friedrich: Sämtliche Werke. Auf Grund der Originaldrucke herausgegeben von Gerhard Fricke und Herbert G. Göpfert in Verbindung mit Herbert Stubenrauch, Band II, 3. Auflage, München 1962, S. 692.
49 DWB, Bd. VIII 1958/1984, Sp. 2094.
50 Dahn, Felix: Ein Kampf um Rom. Historischer Roman. Bd. II (=Dahn, Felix: Gesammelte Werke. Erzählende und poetische Schriften. Neue wohlfeile Gesamtausgabe. Erste Serie, Bd. II). Leipzig/Berlin o. J., S. 600.
51 Bechstein, Ludwig: Neues deutsches Märchenbuch. In: Bechstein, Ludwig: Sämtliche Märchen. Mit Anmerkungen und einem Nachwort von Walter Scherf, München 1971, S. 510.
52 Vgl. hierzu und zum Folgenden Pfeifer, Etymologisches Wörterbuch 1997, S. 1236.
53 Vgl. hierzu und zum Folgenden DWB, Bd. XXV V – Verzwunzen. Bearbeitet von E. Wülcker, R. Meiszner, M. Leopold u. a. Nachdruck der Erstausgabe 1956, München 1984, Sp. 554 sowie Kluge, Etymologisches Wörterbuch 2002, S. 404 und 953.
54 Im Gedicht “Andenken”, vgl. Schmidt, Jochen: Friedrich Hölderlin. Sämtliche Gedichte und Hyperion. Frankfurt am Main 1999, S. 360-362.
55 Einige Belege z. B. bei DWB, Bd. XXV 1956/1984, Sp. 558.
56 Vgl. z. B. Wahrig, Gerhard: Deutsches Wörterbuch. Mit einem “Lexikon der deutschen Sprachlehre”. Neu hrsg. von Renate Wahrig-Burfeind. 7., vollständig neu bearbeitete und aktualisierte Auflage auf der Grundlage der neuen amtlichen Rechtschreibregeln. Gütersloh 2000, S. 1330. Differenzierter Duden-GWB, Bd. IX Tach – Vida 1999, Sp. 3955.
57 Vgl. Gen 6 – 9
58 Vgl. Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch Bd. I, Sp. 1941f.
59 DWB, Bd. XI K – Kyrie eleison. Bearbeitet von Rudolf Hildebrand. Nachdruck der Erstausgabe 1873, München 1984, Sp. 2633.
60 Vgl. Schiller, Friedrich: Die Räuber. Ein Schauspiel. Stuttgart 1992, S. 70.
61 DWB, Bd. XI 1873/1984, Sp. 2633.
62 Vgl. hierzu und zum Folgenden Kluge, Etymologisches Wörterbuch 2002, S. 483, 512 und 547.
63 Jes 12,4.
64 Schmeller, Johann Andreas: Bayerisches Wörterbuch. Sonderausgabe. Nachdruck der von Karl Frommann bearbeiteten 2. Ausgabe, München 1872 – 1877. München 1985, Bd. I/I, S. 224.